Forschungsprojekt zur Pandemieplanung in Rehabilitationseinrichtungen – PanCoV-Reha

Autorin: Anna Pieschnik
Epidemiologie und International Public Health, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld

Rehabilitationseinrichtungen spielen eine wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung. Sie stehen aktuell wie zukünftig der Herausforderung gegenüber, auch während Pandemien oder pandemieähnlichen Zuständen möglichst arbeitsfähig zu bleiben. Neben der Vermeidung von internen Ausbruchsgeschehen (nosokomiale Infektionen) muss sichergestellt werden, dass keine externen Erreger wie SARS-CoV-2 in die Einrichtungen hereingetragen und verbreitet werden.
Bislang fehlt es an einer einheitlichen und evidenzbasierten Pandemieplanungshilfe für Rehabilitationseinrichtungen, die deren Besonderheiten (z. B. Gesundheitszustand der RehabilitandInnen, Aufenthaltsdauer im Vergleich zu z. B. Akuthäusern) bei der Auswahl und der Ausgestaltung von infektionsepidemiologischen Maßnahmen berücksichtigt.
Im Rahmen unseres Forschungsprojektes „Pandemieplanung am Beispiel von Covid-19 und deren zukünftige Weiterentwicklung (PanCoV-Reha)“ untersuchen wir daher die aktuelle Pandemieplanung in der stationären Rehabilitation, um praxisorientierte Empfehlungen zur Verwendung für zukünftige Pandemien zu entwickeln. Der Fokus liegt dabei auf der Region Ostwestfalen-Lippe (OWL). Das Forschungsprojekt wird an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld in Förderung durch die Deutsche Rentenversicherung Westfalen durchgeführt.
Mixed-Methods-Erhebungen dienen dem Forschungsprojekt als Basis für die Pandemieplanungshilfe. Dabei werden der Ist-Zustand der Pandemieberichterstattung und die Erfahrungen mit internen Pandemieplänen sowie mit eventuellen Ausbruchsgeschehen in Rehabilitationseinrichtungen während der COVID-19-Pandemie untersucht.
Zu Projektbeginn ist eine Befragung der kommunalen Gesundheitsämter und Rehabilitationseinrichtungen zur Pandemieberichterstattung erfolgt. Leitfadeninterviews mit Klinikleitungen und (ehemaligen) RehabilitandInnen in verschiedenen Rehabilitationseinrichtungen in OWL, die im Anschluss durchgeführt worden sind, bilden einen Schwerpunkt der Datenerhebung. Insgesamt konnten wir zwölf Einzel- und Gruppeninterviews mit Klinikleitungen führen und dabei die Perspektiven von pflegerischen, kaufmännischen, therapeutischen und medizinischen Leitungen einbeziehen. Zusätzlich wurden zwei Interviews mit Pflegekräften ohne Leitungsfunktion geführt, nachdem sich die besondere Relevanz der Pflege in der Rehabilitation unter Pandemiebedingungen abgebildet hat. Mit (ehemaligen) RehabilitandInnen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Pandemie und aufgrund von verschiedenen Indikationen stationär in einer Rehabilitationseinrichtung gewesen sind, haben wir ebenfalls Interviews geführt (insgesamt 17).
Nahezu gleiche Herausforderungen für die Kliniken zeigen sich in den ersten Analyseergebnissen in Bezug auf bundesweite uneinheitliche Verordnungen, die dynamische Pandemieentwicklung, fehlende Vorgaben für das Setting der Rehabilitationseinrichtungen und einen (anfänglichen) Ressourcenmangel u. a. bezüglich persönlicher Schutzausrüstung (PSA). Je nach Rolle der InterviewpartnerInnen werden weitere kritische Aspekte des Pandemiemanagements unterschiedlich stark hervorgehoben (u. a. die Finanzierung der Einrichtung und der eingeführten Maßnahmen, Digitalisierung, Mehraufwand der Mitarbeitenden z. B. in Pflege und Verwaltung, die Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern). Neben den strukturellen, präventiven und auf konkretes Ausbruchsmanagement bezogenen Entscheidungen sind auch kompensatorische Maßnahmen von besonderem Interesse, die die Kliniken erarbeitet haben, um RehabilitandInnen alternative Angebote zur Verfügung zu stellen oder bestehende Angebote bei größtmöglicher Infektionsprävention aufrechtzuerhalten.
Demnächst werden die zentralen Ergebnisse der Interviews in einer kurzen Online-Befragung der Rehabilitationseinrichtungen auf Relevanz geprüft.
Die Pandemieplanungshilfe als endgültiger Projektoutput soll gut umsetzbare Unterstützung für die Rehabilitationspraxis bieten. Auf die Einschätzungen von Klinikleitungen, öffentlichem Gesundheitsdienst und anderen AkteurInnen zu unseren Ergebnissen bei unserer Abschlussveranstaltung freuen wir uns daher ganz besonders. Die Veranstaltung findet am 19.10.2022 in Bielefeld statt. Interessierte können sich gerne bei der operativen Projektleitung (Anna Pieschnik; anna.pieschnik@uni-bielefeld.de) melden!
Autorin: Anna Pieschnik, Alex Stern, AG3 Epidemiologie und International Public Health, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld
Projektleitung: Prof. Dr. Oliver Razum

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